Pacman: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 18. Februar 2018, 20:34 Uhr
Der zentrale Paketmanager Pacman ist eine der größten Stärken von Arch Linux. Er verwaltet einfache Binärpakete im Format .pkg.tar.xz
(bzw. .pkg.tar.gz
bei älteren Paketen), die entweder aus offiziellen oder inoffiziellen Repositorys stammen, oder vom Benutzer selbst über das Arch Build System (ABS) erstellt wurden. Auch selbst kompilierte Pakete sollten immer über Pacman installiert werden, damit sie in der zentralen Datenbank erfasst werden.
Mittels Pacman wird das System aktuell gehalten, indem die Paketlisten mit einem Server synchronisiert werden. Durch dieses Server/Client-Modell ist es möglich, Pakete durch einfache Befehle komplett mit allen Abhängigkeiten herunterzuladen, zu installieren bzw. zu aktualisieren. Getreu dem KISS-Prinzip wurde Pacman als einfaches Kommandozeilen-Werkzeug entwickelt. Inzwischen stehen auch grafische Benutzeroberflächen zur Verfügung, die jedoch offiziell nicht unterstützt werden.
Installation
Pacman ist bereits Bestandteil jeder Arch Linux-Installation.
Die wichtigsten Pacman-Befehle
Für neue Arch Linux-AnwenderInnen seien zunächst die wichtigsten pacman-Befehle angeführt.
Befehl | Beschreibung |
pacman -Syu | Führt eine komplette System-Aktualisierung aus |
pacman -S <Paket> | Installiert ein Paket |
pacman -R <Paket> | Deinstalliert ein Paket |
pacman -U <Paket-Dateiname> | Installation eines Paketes aus einer lokalen Datei (z.B. für ein Downgrade oder zur Installation selbst gebauter Pakete) |
Diese Befehle sind der Grundstock, um ein Arch-System einrichten und auf aktuellem Stand halten zu können.
Die Pacman-Syntax
Der Aufruf der Optionen wird mit einem Minuszeichen eingeleitet und beginnt immer mit einem Großbuchstaben.
- S – Synchronisation der lokalen Paketdatenbank mit den Repositorien, welche in der Datei
/etc/pacman.conf
aktiviert sind (Sync)
- Q – Bezieht sich immer auf die lokale Paketdatenbank des Systems (Query)
- R – Dient zum Entfernen von installierten Paketen (Remove)
- D – Bearbeitung der lokalen Paketdatenbank (Database)
- U – Installiert Pakete aus einem lokalen Verzeichnis (Upgrade)
- F – Sucht das Paket, welches eine Datei beinhaltet (File)
Die vorangestellte Hauptoption kann mit weiteren Optionen in Kleinbuchstaben erweitert und spezifiziert werden, beispielsweise:
- s – Bewirkt eine Suche. Bei
-Ss
wird ein Paketname in der Paketdatenbank gesucht, Bei-Rs
werden die jeweils abhängigen Pakete gesucht und mit entfernt - y – Bewirkt eine Aktualisierung der Paketdatenbank (falls es tatsächlich Änderungen gibt)
- yy – Erzwingt die Aktualisierung der Paketdatenbank auch dann, wenn keine Updates vorhanden sind
Synchronisation und Installation von Paketen
Befehl | Beschreibung |
pacman -Syu | Führt eine komplette System-Aktualisierung aus |
pacman -S <Paket1 Paket2> | Eines oder mehrere Pakete installieren oder aktualisieren |
pacman -Sy | Lokale Datenbank aktualisieren |
pacman -Su | Alle installierten Pakete aktualisieren |
pacman -Syy | Lokale Datenbank komplett neu aufbauen und aktualisieren |
pacman -Syuu | Alle installierten Pakete downgraden (von Testing nach Core/Extra oder von Community-Testing nach Community) |
pacman -S testing/<Paket> | Paket aus einem spezifischen Repo (hier: testing) installieren |
pacman -Sw <Paket> | Paket herunterladen, ohne es zu installieren |
Informationen zu installierbaren Paketen
Befehl | Beschreibung |
pacman -Ss <Paket> | Sucht nach installierbaren Paketen. Es reicht ein Teil des Paketnamens oder der Paketbeschreibung |
pacman -Sg | Sucht nach installierbaren Paketgruppen |
pacman -Sg <Paketgruppe> | Zeigt den Inhalt einer Paketgruppe |
pacman -Si <Paket> | Informationen zu (noch) nicht installierten Paketen anzeigen |
Verwaltung lokaler Pakete
Befehl | Beschreibung |
pacman -U <Paket-Dateiname> | Ein lokales Paket installieren (nicht aus einem Repo) |
pacman -D --asexplicit <Paket> | Status eines installierten Paketes auf „Ausdrücklich installiert“ setzen |
pacman -D ---asdeps <Paket> | Status eines installierten Paketes auf „Installiert als Abhängigkeit“ setzen |
pacman -Scc | Leert den lokalen Speicher von Pacman (/var/cache/pacman/pkg) |
pacman -Sc | Löscht veraltete Pakete aus /var/cache/pacman/pkg sowie ungenutzte Repositorien aus /var/lib/pacman |
Pakete entfernen
Befehl | Beschreibung |
pacman -R <Paketname> | Deinstallation eines oder mehrerer Pakete (aus AUR oder Repos) |
pacman -Rs <Paketname> | Wie oben, zusätzlich werden alle abhängige Pakete gesucht und mit entfernt, falls diese nicht von einer anderen Anwendung gebraucht werden |
pacman -Rsc <Paketname> | Wie oben. Abhängigkeiten werden kaskadierend entfernt |
pacman -Rscn <Paketname> | Wie oben. Die Konfigurationsdateien der Anwendung werden mit entfernt |
pacman -Rdd <Paket> | Deinstallation eines Paketes ohne Prüfung bestehender Paketabhängigkeiten. Vorsicht, hierdurch kann die Konsistenz und Funktionstüchtigkeit der Systeminstallation beeinträchtigt werden! |
pacman -Rss <Paket> | Paket mit allen benötigten Abhängigkeiten und deren Abhängigkeiten entfernen |
Abfragen der lokalen Paketdatenbank
Befehl | Beschreibung |
pacman -Q | Zeigt alle installierten Pakete inklusive Versionsnummer auf dem System an |
pacman -Qi <Paket> | Informationen zu bereits installiertem Paket anzeigen |
pacman -Qs <Paket> | Sucht nach bereits installierten Paketen |
pacman -Qdt | Verwaiste Pakete anzeigen, die als Abhängigkeiten installiert wurden, aber nicht mehr von anderen Paketen benötigt werden |
pacman -Qet | Pakete anzeigen, die ausdrücklich installiert wurden, aber nicht von anderen als Abhängigkeit benötigt werden |
pacman -Ql <Paket> | Zeigt alle installierten Dateien des Pakets im System |
pacman -Qm | Pakete anzeigen, die sich in keinem aktivierten Repo laut /etc/pacman.conf befinden |
pacman -Qo <Pfad zur Datei> | Zeigt das Paket an, welches die gesuchte Datei enthält |
pacman -Sy && pacman -Qu | Aktualisiert die lokale Paketdatenbank und zeigt verfügbare Updates an |
pacman -Qk | grep warning | Überprüft alle Pakete auf fehlende Dateien und schränkt die Ausgabe auf Problempakete ein |
Paketdateien suchen
Befehl | Beschreibung |
pacman -Fy | Lokale Datei-Datenbank aktualisieren |
pacman -Fs <Datei> | Paket suchen das die Datei enthält |
pacman -Fsx <Regex> | Wie -Fs, aber Suche mit regulären Ausdrücken (hilfreich, falls der vollständige Dateiname unbekannt ist) |
pacman -Fl <Paket> | Alle Dateien des Paketes anzeigen |
pacman -Fo <Pfad zur Datei> | Paket suchen mit dem Pfad einer Datei |
Es können auch mehrere Befehlsaufrufe kombiniert werden; hier z.B. zur Deinstallation aller verwaisten Pakete:
pacman -Rsn $(pacman -Qdtq)
Paccache
Paccache ist ein Werkzeug zur Bereinigung des Pacman-Cache /var/cache/pacman/pkg
. Die archivierten Pakete können mit Paccache differenzierter als mit pacman -Scc
bereinigt werden. Eine Übersicht der Möglichkeiten erhält man mit dem Befehl paccache -h
.
Checkupdates
Mit Checkupdates kann man überprüfen ob Aktualisierungen für installierte Pakete verfügbar sind, ohne eine komplette System-Aktualisierung (pacman -Syu
) durchzuführen.
checkupdates
Bacman
Mit Hilfe der Paketdatenbank erstellt bacman aus den installierten Dateien eines Paketes wieder ein Paketarchiv *.pkg.tar.zx
.
bacman foobar
Konfiguration
Die Einstellungen für Pacman sind in der Datei /etc/pacman.conf
gespeichert und können dort angepasst werden.
Allgemeine Einstellungen
#RootDir = / #DBPath = /var/lib/pacman/ #CacheDir = /var/cache/pacman/pkg/ #LogFile = /var/log/pacman.log #GPGDir = /etc/pacman.d/gnupg/ HoldPkg = pacman glibc #XferCommand = /usr/bin/curl -C - -f %u > %o #XferCommand = /usr/bin/wget --passive-ftp -c -O %o %u #CleanMethod = KeepInstalled #UseDelta = 0.7 Architecture = auto # Pacman won't upgrade packages listed in IgnorePkg and members of IgnoreGroup #IgnorePkg = #IgnoreGroup = #NoUpgrade = #NoExtract =
- Pakete, die durch
HoldPkg
markiert sind, müssen vor dem Entfernen nochmals bestätigt werden. - Pakete, die mit
IgnorePkg
markiert sind, werden vom Update völlig ausgenommen. Dies betrifft auch alle damit verbundenen Abhängigkeiten. - Dateien, die durch
NoUpgrade
markiert sind, werden beim Update nicht überschrieben. Pacman legt stattdessen eine neue Datei im Formatdatei.pacnew
an. - Dateien, die durch
NoExtract
markiert sind, werden bei der Installation oder einem Update nicht installiert.
Seit der Version 4.1 unterstützt Pacman auch farbige Ausgaben. Dazu muss die Option #Color
auskommentiert werden.
Repositorien und Spiegel-Server
Offizielle Arch Linux-Pakete werden einem von sechs verschiedenen Repositorys zugeordnet:
[core]
enthält grundlegende Programme, die zum Betrieb von Arch Linux unbedingt erforderlich sind.[extra]
enthält eine Vielzahl zusätzlicher, optionaler Anwendungen in der jeweils letzten stabilen Version. Hier liegen etwa auch die Pakete von KDE und GNOME.[testing]
enthält neue Versionen, die noch nicht hinreichend getestet wurden - mit anderen Worten: Dinge, die etwas kaputt machen könnten.[community]
enthält eine Vielzahl zusätzlicher Programme, die ursprünglich nur als PKGBUILD im AUR zur Verfügung standen, nach einer Testphase jedoch als BinärPakete übernommen wurden. Dieses Repo wird von den "Trusted Users" betreut, nicht direkt von den Entwicklern. Die Verwendung gilt als sicher.[multilib]
enthält 32-Bit-Anwendungen, die auf x86_64-Systemen installiert werden sollen.[multilib-testing]
enthält noch nicht hinreichend getestete 32-Bit-Anwendungen, die auf x86_64-Systemen installiert werden sollen.
Repos festlegen
Die Konfiguration der /etc/pacman.conf
ist weitgehend selbsterklärend und erfolgt durch Ein- oder Auskommentierung bestehender Einträge sowie durch Hinzufügen zusätzlicher Einträge.
Inoffizielle Repositories verwenden
Weitere Repos kann man beliebig anhängen, indem man Repo-Name und Server spezifiziert. Eine Liste inoffizieller Repositories findet sich im engl. Wiki.
Den richtigen Spiegel-Server finden
Spiegel-Server unterscheiden sich durch ihre Aktualität (siehe unterschiedliche Synchronisations-Raten mit dem Hauptserver), sowie durch ihre Zugänglichkeit vom eigenen Standort aus.
- Es werden nur noch Server mit HTTP(S)-Protokoll unterstützt.
- Die Wahl der Architektur wird durch entsprechende Variablen (
$repo
und$arch
) gesteuert. Ein Ausschnitt als Beispiel:
## Germany #Server = http://mirror.23media.de/archlinux/$repo/os/$arch #Server = https://mirror.bethselamin.de/$repo/os/$arch #Server = http://ftp.fau.de/archlinux/$repo/os/$arch #Server = https://ftp.fau.de/archlinux/$repo/os/$arch #Server = http://mirror.gnomus.de/$repo/os/$arch #Server = http://ftp.gwdg.de/pub/linux/archlinux/$repo/os/$arch #Server = http://ftp.hosteurope.de/mirror/ftp.archlinux.org/$repo/os/$arch #Server = http://ftp-stud.hs-esslingen.de/pub/Mirrors/archlinux/$repo/os/$arch
Die zahlreichen, weltweit verstreuten Spiegel des Hauptservers ftp.archlinux.org folgen alle dieser Struktur. Pacman legt für jedes Repo eine Standard-Liste der zur Verfügung stehenden Spiegel an. Diese nach Ländern und Kontinenten geordneten Listen werden in der Datei /etc/pacman.d/mirrorlist
gespeichert. Da der Zugang zum Hauptserver inzwischen beschränkt werden musste, sollte man unbedingt auf einen Spiegel zurückgreifen.
Um die Antwortzeiten der einzelnen Server zu testen, kann man das Skript Rankmirrors verwenden:
rankmirrors -n 0 -t -v /etc/pacman.d/mirrorlist
Einen Überblick über die Reaktionszeiten und die jeweils letzte Aktualisierung einzelner Server findet man zudem auf der Seite Mirror-Status. Mit dem Reflector-Skript kann die eigene Spiegelserver-Liste auf dem neuesten Stand gehalten und nach der Geschwindigkeit der Spiegelserver sortiert werden.
Eine aktuelle Server-Liste kann man sich mit dem Pacman Mirrorlist Generator erstellen lassen.
Eigene Mirrorlist
Um sich das immer wiederkehrende Editieren der /etc/pacman.d/mirrorlist zu ersparen, wenn diese durch ein pacman-mirrorlist Update erneuert wird (bzw. eine mirrorlist.pacnew erstellt wird) kannst du folgendes tun: Erstelle dir eine Datei /etc/pacman.d/mymirrors und füge darin deine bevorzugten Spiegelserver ein. Dann ergänzt du die /etc/pacman.conf für die einzelnen Repos so:
[core] # Add your preferred servers here, they will be used first Include = /etc/pacman.d/mymirrors Include = /etc/pacman.d/mirrorlist
Somit bleibt die Original-Mirrorlist immer auf dem aktuellen Stand und du musst evtl. notwendige Änderungen nur in deiner Datei mymirrors vornehmen.
Download beschränken
Um die Download-Geschwindigkeit zu beschränken kann in der Zeile
XferCommand = /usr/bin/wget --passive-ftp -c -O %o %u
dem wget-Befehl die entsprechende Option hinzugefügt werden.
XferCommand = /usr/bin/wget --passive-ftp --limit-rate=40k -c -O %o %u
Hilfe
Keine Verbindung zu einem Mirror
Bei den Standard Einstellungen von Pacman kann es vorkommen das bei zu langsamer Internetverbindung, es zu lange dauert um mit einem Mirror sich zu verbinden.
Um dies zu lösen kann man den schnellsten Mirror suchen
und wenn dies nicht hilft einen Alternativen Downloader für Pacman verwenden:
Dazu muss man die Datei /etc/pacman.conf
bearbeiten und einen der beiden Einträge durch Entfernen der Raute #
einkommentieren:
#XferCommand = /usr/bin/curl -C - -f %u > %o #XferCommand = /usr/bin/wget --passive-ftp -c -O %o %u
Pacman aus Versehen deinstalliert
Wie kann Pacman wiederhergestellt werden, wenn es aus Versehen deinstalliert wurde?
Manuelle Variante
cd / bsdtar -x -f /var/cache/pacman/pkg/pacman-*.pkg.tar.xz
Das Sternchen(*) entspricht dem Paket mit der höchsten Versionsnummer, welches hoffentlich noch im o.g. Verzeichnis vorhanden ist. Danach Pacman mittels des „neuen“ Pacman wieder installieren, damit der Datenbankeintrag für Pacman selbst wieder angelegt wird.
pacman -S pacman
Per Installationsmedium
Vom Installationsmedium booten und die deutsche Tastaturbelegung loadkeys de
wählen. Anschließend Partitionen einhängen:
Die Root-Partition nach /mnt
einhängen (Verzeichnis /etc
sollte darin enthalten sein)
Für weitere Partitionen unterhalb /mnt
Ordner anlegen und entsprechend einhängen (bspw. /mnt/usr
). Eine Neuinstallation von Pacman kann nun mit diesem Befehl erfolgen:
pacstrap /mnt pacman