Systemd/Timers
Timer bieten die Möglichkeit Aufgaben zeitlich zu steuern. Die Timer-Unit besteht aus einer .timer
Datei die eine .service
Datei ansteuert.
Timer unterstehen systemd und müssen mit dem systemctl Befehl aktiviert werden. Eine Alternative hierzu bietet cron.
Beispiel
Die .timer
Datei
# Datei /etc/systemd/system/beispiel.timer [Unit] Description=Beispielaktion nach 1St 30Min [Timer] OnBootSec=1h 30m [Install] WantedBy=basic.target
Die .service
Datei
# Datei /etc/systemd/system/beispiel.service [Unit] Description=Beispiel Service [Service] ExecStart=/home/user/beispiel.sh
Dieses Beispiel stellt eine Minimalvariante der Dateien dar. Weitere Optionen siehe Systemd/Timers#Optionen.
Als [Service] kann ein Befehl oder ein ausführbares Script genutzt werden.
Service- und Timerdatei werden mit root Rechten in /etc/systemd/system/ abgelegt und müssen vor dem . (Punkt) den gleichen Namen tragen.
De-/Aktivierung
systemctl enable --now beispiel.timer
(Bei der ersten Initialisierung legt das System automatisch einen symlink /etc/systemd/system/basic.target.wants/ → /etc/systemd/system/ der .timer
Datei an.)
Mit enable --now startet der Timer unverzüglich und permanent, sodass er auch nach einem Neustart aktiv ist.
Ohne --now werden enable oder disable erst nach einem reboot wirksam.
Ein start oder stop wirkt sich nur auf die laufende Sitzung aus.
systemctl reenable --now beispiel.timer
Genügt damit eine nachträgliche Veränderung der Timer-Unit sofort wirksam wird.
Management
systemctl list-timers --all
Listet alle Timer auf. Sollen nur die aktiven Timer angezeigt werden genügt ein systemctl list-timers.
Die folgenden Befehle können beim Debuggen helfen:
systemctl status beispiel.timer
journalctl -xe
Optionen
Die folgende Auflistung der einzelnen Optionen für die Sektionen der .timer
und .service
Dateien will lediglich einen Überblick bieten.
Für Details wird auf die jeweilige man page verwiesen.
Nur die fettgedruckten Optionen sind Pflichtangaben der betreffenden Sektion.
Die [Unit] Sektion
- Description= #Hier muss die Einheit beschrieben werden. Die Formulierung ist frei. Auch darf sie in der
.timer
und.service
Datei unterschiedlich sein. Kurze, aussagefähige Beschreibungen sind hierbei vorzuziehen. - Documentation= #Eine URL kann hier angegeben werden.
- Requires=, Requisite= #Weitere Units können hier angegeben werden.
- Wants= #ein etwas weicheres Requires=
- BindsTo= #Auch hier wird eine Unit angegeben. Fällt der service aus, weil z.B. ein device entfernt wurde, wird die Timer-Unit an der Ausführung gehindert.
- PartOf= #beim Ausfall eines service stoppt die timer-unit. Jedoch ohne Auswirkungen auf die hier aufgeführten services.
- Conflicts=
- Before=, After= #legt die Start Reihenfolge von services fest.
- OnFailure= #Ersatz-Units die bei Ausfall genutzt werden sollen.
- PropagatesReloadTo=, ReloadPropagatedFrom= #ähndelt OnFailure=
- JoinsNamespaceOf= #Nur wichtig wenn PrivateNetwork= oder PrivateTmp= eingesetzt wird.
- RequiresMountsFor= #Überprüft ob devices auch gemountet sind.
- OnFailureJobMode=fail, replace (default), replace-irreversibly, isolate, flush, ignore-dependencies, ignore-requirements #legt das Verhalten für OnFailure= fest.
- IgnoreOnIsolate=true/false #default ist false. Bei true wird nicht mehr gestoppt bei Isolierung einer anderen Unit.
- StopWhenUnneeded=true/false #default ist false. Steht im Zusammenhang mit Requires=. Bei true werden nicht mehr benötigte units deaktiviert.
- RefuseManualStart=true/false, RefuseManualStop=true/false #default ist false. Ein Sicherheitstool. bei true wird die die explizite User Eingabe verlangt, bevor Units de/aktiviert werden können.
- AllowIsolate=true/false #default ist false. Sinnvoll um ähnlich der runlevels in SysV init Systemen um unbestimmte Systemzustände zu vermeiden.
- DefaultDependencies=true/false #Default ist true und stellt sicher, dass das System komplett hochgelaufen ist bevor die timer-unit gestartet wird.
- JobTimeoutSec=, JobTimeoutAction=, JobTimeoutRebootArgument= #stellt bei gestaffelten Jobs ein time-out zur Verfügung.
- StartLimitIntervalSec=, StartLimitBurst= #Als default werden 5 Ausführungen eines service innerhalb von 10 Sekunden zugestanden. Dieses Limit kann hier den speziellen Anforderungen angepasst werden.
- StartLimitAction= #Ein Ersatzservice kann bestimmt werden falls das vereinbarte StartLimitIntervalSec=, StartLimitBurst= überschritten wird.
- RebootArgument= #Optionales reboot.
- ConditionArchitecture=, ConditionVirtualization=, ConditionHost=, ConditionKernelCommandLine=, ConditionSecurity=, ConditionCapability=, ConditionACPower=, ConditionNeedsUpdate=, ConditionFirstBoot=, ConditionPathExists=, ConditionPathExistsGlob=, ConditionPathIsDirectory=, ConditionPathIsSymbolicLink=, ConditionPathIsMountPoint=, ConditionPathIsReadWrite=, ConditionDirectoryNotEmpty=, ConditionFileNotEmpty=, ConditionFileIsExecutable= # Vorbedingung für die Ausführung der Unit.
- AssertArchitecture=, AssertVirtualization=, AssertHost=, AssertKernelCommandLine=, AssertSecurity=, AssertCapability=, AssertACPower=, AssertNeedsUpdate=, AssertFirstBoot=, AssertPathExists=, AssertPathExistsGlob=, AssertPathIsDirectory=, AssertPathIsSymbolicLink=, AssertPathIsMountPoint=, AssertPathIsReadWrite=, AssertDirectoryNotEmpty=, AssertFileNotEmpty=, AssertFileIsExecutable= # Wie Condition...allerdings incl. logged loudly bei failure.
- SourcePath= # Überprüft das Vorhandensein einer Datei.
Genauere Auskunft gibt: man systemd.unit
Die [Timer] Sektion
Es können hier mehrere Zeitangaben gemacht werden. Mindestens eine Zeitangabe muss es in [Timer] geben.
Kalendarische Zeitangaben
- OnCalendar= #Kalendarische Zeitangabe
Absolute Zeitangaben
OnCalendar=Thu,Fri 2012-*-1..5 11:12:13
Das obige Beispiel besagt: Um 11:12:13 Uhr, zwischen einschl. dem 1. und 5. Tag, aller Monate, des Jahres 2012, jedoch ausschließlich nur an Donnerstagen und Freitagen.
Die Angabe eines Wochentags erfolgt in Englisch. Sie ist optional. Jede Rubrik kann mit "," oder ".." versehen werden oder durch "*" ersetzt werden.
Periodische Zeitangaben
Beispiel:
OnCalendar=weekly
Auch diese Werte sind möglich.
minutely, hourly, daily, monthly, weekly, yearly, quarterly, semiannually
Entsprechend kann auch diese Schreibweise genutzt werden.
*-*-* *:*:00, *-*-* *:00:00, *-*-* 00:00:00, *-*-01 00:00:00, Mon *-*-* 00:00:00, *-01-01 00:00:00, *-01,04,07,10-01 00:00:00, *-01,07-01 00:00:00
Relative Zeitangaben
Sind abhängig von anderen Ereignissen
- OnActiveSec= #Zeitspanne seit Aktivierung des Timers selbst
- OnBootSec= #Zeitspanne seit dem Booten des Rechners
- OnStartupSec= #Zeitspanne seit dem ersten Start von systemd
- OnUnitActiveSec= #Zeitspanne seit dem letzten Start des Timers
- OnUnitInactiveSec= #Zeitspanne seit Inaktivität der Timer-Unit
Folgende Einheiten können für relative Zeitangaben gewählt werden:
usec, us msec, ms seconds, second, sec, s minutes, minute, min, m hours, hour, hr, h days, day, d weeks, week, w months, month, M (definiert als 30.44 Tage) years, year, y (definiert als 365.25 Tage)
Ohne Verwendung einer Einheit werden alle Angaben als Sekunden gewertet.
Beispiel:
OnBootSec=2d 1h 30m
Weitere Optionen in [Timer]
- AccuracySec= #Die Zeitspanne zum Ausführen beträgt als default 1 Minute. Durch Verwendung von AccuracySec kann diese Zeitspanne variiert werden.
- RandomizedDelaySec= #Kann verwendet werden damit nicht mehrere Timer exakt zur gleichen Zeit loslegen. default ist 0.
- Unit= #Als default ist dieser Wert identisch mit dem Suffix der
.timer
Datei. Bei der Verwendung von Unit= muss auch eine Datei mit selbigen Namen erstellt werden. Eine Verschachtelung von Units ist hierdurch möglich. Siehe Higgsboson Blog Reflector - Persistent=true #bewirkt, dass ein versäumter Job beim nächsten Rechnerstart unverzüglich nachgeholt wird.
- WakeSystem= #Weckt das System aus dem supend mode.
- RemainAfterElapse=true/false #true hält den Timer aktiv, false beendet den Timer nach einmaliger Ausführung.
Weiteres dazu siehe man systemd.time
.
Die [Install] Sektion
- Alias= #Aliasnamen der Unit. Wird nicht von jedem Type unterstützt.
- WantedBy=, RequiredBy= basic.target, multi-user.target #Legt einen symbolischen Link nach .wants/ bzw. .requires/ bei Initialisierung der Unit. Bei Angabe weiterer Units erhalten, in Zusammenhang mit Wants= and Requires= der [Unit] Sektion weitere Units einen Symlink.
- Also= #installiert oder deinstalliert andere Units bei Aktivierung dieser Unit.
- DefaultInstance= #Regelt den expliziten Einsatz von Vorlage Unit Dateien.
Näheres dazu siehe man systemd.unit
und man systemd.special
.
Die [Service] Sektion
- Type=simple, forking, oneshot, dbus, notify, idle #default ist simple.
- RemainAfterExit= #Default ist no. yes hält den service aktiv.
- GuessMainPID= #Default ist yes. Wenn die PID nicht exakt bestimmt werden kann wird normalerweise versucht sie zu berechnen. Dies kann hier ausgeschaltet werden.
- PIDFile= #In Zusammenhang mit Type=forking kann für den Fork eine PID hinterlegt werden.
- BusName= #Bei Type=dbus kann hier der betreffende D-Bus Name vereinbart werden.
- ExecStart= #Angabe von einem oder mehrerer Befehle und deren Argumente oder eines ausführbaren Scripts. Die absolute Pfadangabe wird verlangt.
- ExecStartPre=, ExecStartPost= #Hier aufgeführte Befehle werden vor bzw. nach ExecStart= ausgeführt.
- ExecReload=# Wind genutzt um eine Rekonfiguration des Service zu veranlassen.
- ExecStop= #Wird benötigt falls der Service zum Beenden spezielle Befehle braucht.
- ExecStopPost= #Ergänzt ExecStop=
- RestartSec= #wird nur für Restart= gebraucht.
- TimeoutStartSec= #Legt eine Wartezeit bis zum Start fest.
- TimeoutStopSec= #Legt die Wartezeit fest, bevor ein Service zum Abbruch gezwungen wird.
- TimeoutSec= #Konfiguriert beides mit einem Wert. TimeoutStartSec= und TimeoutStopSec= .
- RuntimeMaxSec= #Begrenzt die Laufzeit eines Service. Default ist unbegrenzte Zeit.
- WatchdogSec= #Überwacht den Service auf Aktivität.
- Restart= no (default), on-success, on-failure, on-abnormal, on-watchdog, on-abort, always #Startet den Service erneut.
- PermissionsStartOnly= #Default ist false. True erlaubt unter ExecStart= Befehle mit anderen Benutzerrechten ausführen zu lassen als die Komandos bei ExecStartPre=, ExecStartPost=, ExecReload=, ExecStop=, und ExecStopPost=
- RootDirectoryStartOnly= #Default ist false. True erlaubt das root Verzeichnis selektiv für ExecStart= Befehle neu zu definieren.
- NonBlocking= #Default ist false. Siehe Näheres
man systemd.socket
- NotifyAccess= none (default), main, all. #Steuert den service status notification socket.
- Sockets= #Siehe
man systemd.socket
- FailureAction= #Aktion nach Scheitern des Service. Default ist none.
- FileDescriptorStoreMax= #Anzahl der Datei Descriptoren. Default ist 0.
- USBFunctionDescriptors= #Betrifft USB-Sticks.
- USBFunctionStrings= #Betrifft USB-Sticks.
Näheres dazu siehe man systemd.service
.
Die engliche Archwiki Seite berichtet ausführlich darüber.
Weblinks
- Michael Kofler Blog Anleitung und Beispiel
- Techrapid Autoupdate #Hinweis.: Autoupdates sind nur bedingt zu empfehlen!
- man page systemd.unit [Unit] configuration
- man page systemd.timer [Timer] configuration
- man page systemd.service [Service] configuration
- man page systemd.time Time and date specifications
- Fedora Project wiki page on systemd calendar timers
- Gentoo wiki section on systemd timer services