Xmonad

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Version vom 13. Dezember 2011, 05:23 Uhr von Boenki (Diskussion | Beiträge) (die Einleitung braucht keine Überschrift etc.)

Xmonad ist ein "teilender" Fenstermanager (tiling window manager) wie dwm oder wmii, allerdings einer, der nicht dieser Familie entstammt. Er wurde in der Programmiersprache Haskell geschrieben, deren Compiler ghc auch zur Laufzeit (nämlich zur Konfiguration) benötigt wird.

Installation

Die Installation besteht aus dem Kommando

pacman -S xmonad xmonad-contrib

Man beachte jedoch, dass diese simple Zeile wahrscheinlich mehr als 500 MB installiert, nämlich den ghc und seine Bibliotheken, was vielleicht für den einen oder anderen eine ernsthafte Sinnfrage darstellt. Xmonad allerdings ist eine großartige Software und wird so manchen Zweifler dafür belohnen, dieses Wagnis einzugehen. Außerdem kann man ghc deinstallieren, sobald man Xmonad fertig konfiguriert hat, muss es jedoch bei jeder Konfigurationsänderung wieder installieren (Quelle).

Es ist an dieser Stelle klug, gleich ein paar nützliche Hilfsprogramme mit zu installieren. Man wird sie sehr wahrscheinlich einsetzen.

pacman -S dmenu xmobar

Änderungen an der .xinitrc

Damit Xmonad als Fenstermanager benutzt wird, muss der Aufruf in ~/.xinitrc eingetragen werden:

exec xmonad

Dies geschieht am besten auf der letzten in dieser Datei befindlichen Zeile. Es darf kein anderer Fenstermanager aktiv sein.

Mauszeiger

Xmonad setzt keinen Mauszeiger. Das führt u.U. tatsächlich dazu, dass man das etwas klobige und ungewohnte X erhält, auch beispielsweise in Menüs. Es empfiehlt sich aus diesem Grunde, vor obige exec-Zeile noch folgende Zeile in die ~/.xinitrc einzufügen:

xsetroot -cursor_name left_ptr

Dies setzt einen echten, nach links oben gerichteten Mauszeiger.

Hintergrundbild

Obwohl ein Hintergrundbild bei einem tiling window manager in der Regel überdeckt wird, kann es beispielsweise bei Verwendung transparenter Fenster einen gewissen Sinn haben, ein solches zu setzen. Xmonad selbst verwendet nie ein Hintergrundbild. Man muss sich dazu eines Fremdprogramms (feh, xsetroot, fbsetbg) bedienen. Mit feh würde man beispielsweise folgende Zeile in die .xinitrc schreiben:

feh --bg-scale ~/local/etc/Wallpaper/mywp.png

Bevor Xmonad allerdings das erste mal sinnvoll gestartet werden kann, muss eine Konfigurationsdatei mit dem Namen ~/.xmonad/xmonad.hs erstellt werden, wofür man in die wundersame Welt der Haskell-Programmierung abtauchen darf ...

Die Konfigurationsdatei xmonad.hs

Es kann aus Platzgründen nicht Sinn dieser Seite sein, die umfangreiche Konfiguration von Xmonad vollständig zu erläutern. (Siehe hierzu folgende Anleitung [1] und Beipiele [2])

Ich stelle allerdings für Interessenten hier meine eigenen, lange erprobten Konfigurationsdateien xmonad.hs [3] und .xmobarrc [4] zur Verfügung, die dmenu und xmobar erfordern. (Allein in letzterer stecken mehrere Stunden Arbeit ...) Aber Vorsicht beim Ändern! Es empfiehlt sich beim Experimentieren, wenn man den X-Server über Ctrl-Alt-Backspace beenden kann. Im Falle einer nicht funktionierenden xmonad.hs ist ist die Gefahr groß, dass er in einem mehr oder weniger undefinierten Zustand hängenbleibt und auf keine Taste mehr reagiert.

Wesentlich ist (bzgl. konkret meiner beiden Dateien), die Funktion der Alt-Taste, die unter Xmonad zu dessen Steuerung voreingestellt ist, ist auf die linke Windows-Taste gelegt, damit diese ansonsten funktionslose Taste etwas zu tun bekommt und es, was der eigentliche Grund ist, keine Überschneidungen mit emacs gibt. Alle Alt-Kombinationen sind mit dieser xmonad.hs also automatisch LWin-Konbinationen. Die Tastenkombination Ctrl-LWin-x öffnet eine "Umgebung", bei mir ein xterm, einen emacs mit gnus drin sowie einen firefox. Das kann sich jeder natürlich so anpassen, wie er will.

Ich habe mit der Zeit davon abgesehen, bestimmte Programme automatisch auf bestimmte virtuelle Bildschirme zu platzieren. Das funktioniert im Regelfall, geht jedoch immer dann schief, wenn mal etwas anders ist. Ich habe das als lästig empfunden. Es verblüfft Beginner auch, wenn man ein Programm startet und es ist nicht zu sehen (da auf einem anderen Bildschirm).

Im Fall, dass X11 automatisch mit Linux gestartet wird, so dass X11 beenden auch Linux beenden heißt, ist es klug, Tastenkombinationen für halt bzw. reboot einzurichten. Man kann auch häufig gebrauchte Programme über Tasten, nicht über dmenu, starten. Ctrl-LWin-Kombinationen bieten sich für solche Fälle an.

Multimediatasten konfigurieren

Man kann leicht, sofern die verwendete Tastatur über solche Tasten verfügt, Xmonad dazu verwenden, diese Tasten mit Funktionen zu hinterlegen, ohne dazu spezielle Programme wie keytouch oder xbindkeys installieren und verwenden zu müssen:

myKeys conf@(XConfig {XMonad.modMask = modMask}) = M.fromList $
   [
   -- AudioLowerVolume
     ((0, 0x1008ff11), spawn "amixer set Master 2- unmute")
   -- AudioRaiseVolume
   , ((0, 0x1008ff13), spawn "amixer set Master 2+ unmute")
   -- AudioMute
   , ((0, 0x1008ff12), spawn "amixer set Master toggle")
   -- StandBy
   , ((0, 0x1008ff10), spawn "sudo /usr/sbin/hibernate -F /etc/hibernate/ususpend-disk.conf")
  ...

Die hexadezimalen Codes für die Multimediatasten können unter '/usr/include/X11/XF86keysym.h' nachgeschlagen oder mit xev ermittelt werden. xev erzeugt beispielsweise beim Drücken einer bestimmten Taste folgende Ausgabe:

KeyPress event, serial 27, synthetic NO, window 0xe00001,
    root 0xac, subw 0x0, time 2251453, (408,219), root:(409,238),
    state 0x0, keycode 223 (keysym 0x1008ff10, XF86Standby), same_screen YES,
    XLookupString gives 0 bytes: 
    XmbLookupString gives 0 bytes: 
    XFilterEvent returns: False

Es kann allerdings sein, dass im konkreten Fall nicht alle physisch vorhandenen Tasten tatsächlich solche Codes senden. Das hängt von der Hardware und dem aktuell verwendeten Tastaturtreiber ab. Einige Hersteller boten bzw. bieten auch spezifische Zusatzkomponenten (Treiber) für ihre Maschinen an.

Mediaplayer im Fullscreen-Moduls betreiben

Viele Mediaplayer besitzen einen Fullscreen-Modus. Xmonad verhindert zunächst (wie andere Fenstermanager auch) diesen Modus. Man muss ihm explizit mitteilen, dass dies eine erlaubte Operation für ein Fenster ist. [5] nennt folgende Lösung:

import qualified XMonad.StackSet as W
import XMonad.Hooks.ManageHelpers
import XMonad.Layout.NoBorders

main = xmonad defaultConfig
    {
    ...
    , layoutHook = smartBorders (yourExistingLayoutHook) -- kein Rahmen um das Fullscreen-Fenster
    , manageHook =  myManageHooks                        -- Hooks einbinden
    ...
    }

mit myManageHooks entweder

-- Allows focusing other monitors without killing the fullscreen
myManageHooks = composeAll
    [
      isFullscreen --> (doF W.focusDown <+> doFullFloat)
    ]

oder

-- Single monitor setups, or if the previous hook doesn't work
myManageHooks = composeAll
    [
      isFullscreen --> doFullFloat
    ]

In den meisten Fällen wird man die zweite Variante wählen.

Probleme mit Java-Applikationen

Einige Java-Applikationen (RssOwl, SmartSVN) verursachen schwer zu beschreibende Probleme. Sie akzeptieren beispielsweise keine Größenänderungen des Hauptfensters oder nur bis zu einer bestimmten Größe, darüberhinaus gibt es dann einfach ungenutzte, graue Flächen. Menüs funktionieren nicht wie gewohnt oder merkwürdig geometrisch versetzt. Die Ursachen dafür liegen in den begrenzten Möglichkeiten älterer Java Runtime Environments, den aktuellen Fenstermanager zu erkennen.

Eine Möglichkeit, dem Java Runtime Environment mitzuteilen, dass es solche Applikationen unter XMonad durchaus richtig anzeigen kann, ist das Vorgaukeln eines bestimmten, bekannten Fenstermanagers. Der folgende Code in der xmonad.hs tut dies:

import XMonad.Hooks.SetWMName

main = do
   xmonad $ defaultConfig
   {
     ...
   , startupHook = setWMName "LG3D"
     ...
   }

[6] nennt weitere Beispiele bei ggf. anderen Bedingungen.

Erste Schritte

Wenn Xmonad startet wird man etwas ernüchtert dreinschauen, denn man sieht vermutlich nicht viel mehr als ein schwarzes Fenster. Man vertraue auf folgendes Tutorial [7]. Wichtig ist: es ist nichts kaputt! Es muss so sein. Shift-Alt-Enter öffnet ein Terminal, über Alt-p ruft man dmenu auf, das am oberen Bildrand erscheint und die Auswahl eines Programms erlaubt, das gestartet werden soll. Und die wichtige Tastenkombination zum Verlassen (X11 beenden) lautet Shift-Alt-Q.

Probleme beim Update

In den letzten zwei Jahren kam es immer wieder und regelmässig zu Problemen mit den Abhängigkeiten zwischen den einzelnen XMonad- und Haskell-Paketen. Üblicherweise gelingt zwar eine Installation, Updates gehen jedoch oft schief. pacman sagt dann, einige Pakete hätten nicht aktualisiert werden können usw. Abhilfe (im Sinne eines Notbehelfs) schafft eine komplette Deinstallation (inkl. des Compilers ghc) mit anschliessender Neuinstallation:

pacman -Rs xmonad-contrib xmonad
pacman -S  xmonad-contrib xmonad

Man hat danach wieder eine saubere Installation, ohne Pakete von Hand hinzubasteln zu müssen. Diese beiden Schritte gehen meist schneller als man denkt, vielleicht 2min, denn die Pakete hat man ja üblicherweise im Cache.

Vor dem Neustart des X-Servers ist es angebracht, das lokale binary von XMonad, das sich in ~/.xmonad befindet, manuell zu löschen. Es wird dann beim Start des X-Servers aus den neu installierten Paketen neu erzeugt.

Weblinks