Openbox
Diese Seite beschreibt die Installation und Konfiguration des Window-Managers „Openbox“. Openbox ist ein Fenstermanager für X basierend auf dem Quellcode von Blackbox 0.65.0. Ab Version 3 wurde Openbox komplett in C neu geschrieben, lehnt sich jedoch immer noch an das Aussehen von Blackbox an (Wikipedia).
Installation
Es wird davon ausgegangen, dass der X-Server bereits installiert ist, und funktioniert. Für die Verwendung von Openbox muss das gleichnamige Paket aus „extra“ installiert werden.
pacman -S openbox
Nach der Installation wird folgende Meldung auf der Standardausgabe (stdout) ausgegeben:
Place menu.xml and rc.xml in ~/.config/openbox They can both be found in /etc/xdg/openbox
Das kopieren der Dateien ist nötig, um die Einstellungen je Benutzer verwalten zu können. Wenn Openbox diese Dateien nicht vorfindet, werden die Dateien in /etc/xdg/openbox verwendet. Es ist sinnvoll, die Dateien in das eigene home-Verzeichnis zu kopieren, da ansonsten einige Tools (s.u.) nicht richtig arbeiten, und man zum Bearbeiten der Konfiguration ansonsten root-Rechte braucht.
Zuerst wird also das Verzeichnis angelegt, und dann die angegebenen Dateien in dieses Verzeichnis kopiert.
mkdir -p ~/.config/openbox cp /etc/xdg/openbox/rc.xml ~/.config/openbox/ cp /etc/xdg/openbox/menu.xml ~/.config/openbox/
Damit Openbox beim Start von X gleich mitgestartet wird, und man es sofort verwenden kann, bedarf es eines Eintrages in der Datei „~/.xinitrc“. Es ist diese Datei also in einem Texteditor zu öffnen, und dort folgendes am Ende hinzuzufügen.
exec openbox-session
Sollte die Datei nicht existieren, so ist sie anzulegen.
Wer Openbox per Login Manager starten will, sollte sich mal SLiM ansehen. SLiM hat keine Abhängigkeiten zu Gnome oder KDE. Einen Überblick über verschiedene Login-Manager bietet der Wiki-Artikel Login-Manager.
Weitere Informationen hierzu finden sich im Artikel über X#Xorg starten.
Konfigurationswerkzeuge und -Dateien
Konfigurieren kann man Openbox über die Datei „~/.config/openbox/rc.xml“, jedoch gibt es für diese Aufgabe auch das grafische Interface "OBconf", welches zunächst installiert werden muss
pacman -Sy obconf
Gestartet wird das Programm mittels des Aufrufes „obconf“. Hier können nun diverse Anpassungen vorgenommen werden, so können zum Beispiel das Theme oder das Fensterverhalten angepasst werden, sowie die Fenstericons konfiguriert werden. Das Menü, das man sich über einen Rechtsklick auf dem Desktop anzeigen lassen kann, wird hier allerdings nicht konfiguriert, dies geschieht in der Datei „~/.config/openbox/menu.xml“. Natürlich gibt es auch für diese Datei ein grafisches Konfigurationstool. Dieses muss jedoch auch erst installiert werden.
pacman -Sy obmenu
Danach ist das Tool über den Aufruf von „obmenu“ zu starten. Dieses Tool bietet für die Konfiguration ausreichende Funktionen, unterstützt aber nicht alle Funktionen der menu.xml, so sind derzeit (2008-12-05, Version 1.0-5) Labels für Seperatoren – die diese dann zu Überschriften machen – nicht unterstützt. Ein weiteres Problem ergibt sich, wenn man alle Menüs entfernt: Es kann kein neues Menü angelegt werden. Das „root-menu“ sollte darüber hinaus sowieso nicht entfernt werden. Innerhalb dieses Menüs wird alles angezeigt, was über Rechtsklick verfügbar ist.
Ein weiteres grafisches Programm, mit welchem Tastenkombinationen verändert werden können, heißt Obkey. Es wurde von einem Benutzer aus dem englischen Arch Forum programmiert und findet sich im AUR : http://aur.archlinux.org/packages.php?ID=23822
Desktopverwaltung
Openbox unterstützt selbstverständlich mehrere virtuelle Desktops. Diese können mit den Tastenkombinationen „Windowstaste+F*“ ausgewählt werden, wobei „F*“ eine der F-Tasten (F1 bis F12) ist, die Zahl der Taste entspricht dabei der Nummer des virtuellen Desktops, den man anwählen möchte. Zudem besteht die Möglichkeit, mittels Strg+Alt+CursorLinks/CursorRechts zum jeweils nächsten bzw. vorherigen Desktop zu wechseln. Auch das Drehen des Mausrades auf dem Desktop, bzw. bei gedrücktem Strg+Alt auch „in“ Anwendungsfenstern wechselt den Desktop.
Openbox verfügt neben dem Hauptmenü, das per Rechtsklick erreichbar ist, noch über ein Desktop-Menü. Dieses ist per Mittelklick auf eine freie Stelle des Desktops aufrufbar, und zeigt alle Anwendungen je Desktop an. mit einem Klick auf die jeweilige Anwendung, wird auf den entsprechenden Desktop gewechselt, und die Anwendung in den Vordergrund geholt. Anwendungen, die minimiert sind, werden in der Liste eingeklammert angezeigt.
Über dieses Menü ist es zudem möglich ad-hoc Desktops hinzuzufügen, oder zu entfernen, wenn auf den anderen Desktops mal kein Platz mehr sein sollte.
Wenn man allerdings lieber ein grafisches Verwaltungstool für die Desktops haben möchte, bedarf es eines Zusatztools. Allerdings befindet sich das originäre Openbox-Desktopverwaltungstool obpager nicht in den Repositories, sondern derzeit nur im AUR.
Wem es nur darauf ankommt, die Desktops grafisch verwalten zu können, der kann auch auf z.B. „bbpager“ zurückgreifen, das sich im „extra“-Repository von Arch befindet, und ganz normal über pacman installiert werden kann. Wer lieber den Openbox-Pager verwenden möchte, muss diesen aus dem AUR installieren (ausführliche Informationen dazu siehe AUR-Wikiseite).
Damit der Pager beim Start von Openbox auch mitgestartet wird, ist es sinnvoll, den Aufruf in die Autostart-Datei von Openbox zu legen. Diese befindet sich unter „~/.config/openbox/autostart.sh“, oder muss dort erst angelegt werden. In diese Datei wird nun …
obpager &
… geschrieben. Das Kaufmanns-Und am Ende ist wichtig, damit nachfolgende Befehle ebenfalls ausgeführt werden.
Menüverwaltung
Die beiden Openbox-Menüs, die standardmäßig auf Rechts- und Mittelklick liegen, und das Programm- bzw. Fenster-Menü anzeigen, können durch einen Klick nur erreicht werden, wenn man eine freie Stelle auf dem Desktop hat, wenn man Anwendungen wie die Textverarbeitung oder einen Browser im Vollbildmodus laufen lässt, hat man keine freie Fläche des Desktops zur Verfügung. Um dennoch auf die Menüs zugreifen zu können, gibt es zwei Möglichkeiten.
Rahmen einrichten
Um auf die Menüs zugreifen zu können, benötigt man den Desktop. Es reicht dabei auch, wenn lediglich ein Pixel des Desktops erreichbar ist. Dies kann man über die Openbox-Funktion der Rahmenverwaltung ermöglichen.
Durch einen ein Pixel schmalen Rahmen an einer beliebigen Fensterseite hat man auch bei maximierten Anwendungen immer die Möglichkeit, die Menüs zu öffnen, man muss lediglich den Mauszeiger bis an den Bildschirmrand bewegen und die entsprechende Maustaste drücken. Anwendungen werden von Openbox nie in dem definierten Bereich geöffnet. Fenster verdecken den Rahmen auch im Vollbildmodus nicht.
Konfiguriert werden kann der Rahmen über obconf. Dort befindet sich als vorletzter seitlicher Reiter der Punkt „Margins“. Auf dieser Registerkarte kann über das leicht verständliche GUI in Echtzeit für alle vier Kanten des Desktops ein Rahmen eingerichtet werden.
Will man den Rahmen lieber manuell konfigurieren, so findet man die dazu nötigen Einstellungen etwa in der Mitte der Datei „~/.config/openbox/rc.xml“ im Abschnitt „<desktops>[…]</desktops>“.
<margins> <top>0</top> <bottom>0</bottom> <left>0</left> <right>0</right> </margins>
Der angegebene Wert entspricht dem Rand in Pixeln auf dieser Seite des Desktops.
Menüaufruftaste definieren
Will man keinen Rahmen definieren, besteht auch die Möglichkeit, den Aufruf der Menüs auf Tasten der Tastatur zu legen. Hierzu eignen sich eher ungenutzte Tasten wie „Rollen“ oder „Pause“ gut, allerdings kann es auch eine beliebige, von Openbox verwaltbare, aber eher unübliche Tastenkombination sein. Zum Beispiel könnte man das Fenster-Menü auf Strg+Shift+F12, und das Programm-Menü auf Strg+Shift+F11 legen, weil dies relativ leicht erreichbare, aber dennoch eher unübliche Tastenkombinationen sind.
Konfiguriert werden Tastenkombinationen in der Datei „~/.config/openbox/rc.xml“ relativ weit am Ende der Datei im Abschnitt „<keyboard>[…]</keyboard>“. Um die Menüs wie im vorherigen Absatz geschrieben auf Strg+Shift+F11 und Strg+Shift+F12 zu legen, müssen dort zwei Definitionen erstellt werden
<keybind key="C-S-F11"> <action name="ShowMenu"> <menu>root-menu</menu> </action> </keybind> <keybind key="C-S-F12"> <action name="ShowMenu"> <menu>client-list-combined-menu</menu> </action> </keybind>
Danach muss die Konfigurationsdatei von Openbox neu eingelesen werden, dies wird mittels des Befehls …
openbox --reconfigure
… bewerkstelligt, und ist sofort wirksam. Nun können über den Druck auf Strg+Shift+F11 und Strg+Shift+F12 die Menüs auch geöffnet werden, wenn man sich mit dem Mauscursor innerhalb eines Nicht-Desktop-Fensters befindet.
Fensterverwaltung
Openbox ermöglicht es, Fenster unterschiedlich zu verwalten. So besteht die Möglichkeit, Firefox zum Beispiel immer 1024×768 Pixel groß zentriert auf dem zweiten Desktop zu öffnen, oder aber auch Die Werkzeugfenster von Gimp standardmäßig ohne Fensterumrandung darzustellen. Auch besteht die Möglichkeit, zu bestimmen, wo ein bestimmtes Fenster positioniert werden soll, indem man seine X- und Y-Koordinaten angibt.
Damit Openbox dies bewerkstelligen kann, muss in der Datei „~/.config/openbox/rc.xml“ entweder der Fenstername, die „Rolle“ des Fensters oder dessen Typ angegeben werden. Diese Angaben können auch kombiniert werden, um die Fenster spezieller zu definieren. Ermitteln kann man die nötigen Informationen mittels des Programms „xprop“, das Teil des Paketes „xorg-utils“ ist.
xprop WM_CLASS WM_WINDOW_ROLE _NET_WM_WINDOW_TYPE
Der Mauscursor wird nun als Fadenkreuz dargestellt. Wenn man nun ein Fenster anklickt, werden die Entsprechenden Informationen ausgegeben, die man dann in der Konfigurationsdatei von Openbox verwenden kann. Am Beispiel von Firefox ist dies …
WM_CLASS(STRING) = "Navigator", "Firefox" WM_WINDOW_ROLE(STRING) = "browser" _NET_WM_WINDOW_TYPE(ATOM) = _NET_WM_WINDOW_TYPE_NORMAL
Das System dahinter ist sehr einfach zu erkennen. WM_CLASS definiert die Fensternamen sowie die Fensterklasse. In diesem Fall ist „Navigator“ der FEnstername und „Firefox“ die Klasse des Fensters. WM_WINDOW_ROLE gibt an, was für eine „Rolle“ das Fenster hat, wobei diese Angabe nicht genormt ist. _NET_WM_WINDOW_TYPE definiert schlussendlich den Typen des Fensters.
Fenster von Firefox anpassen
Anhand der Angaben und der Anfangs erwähnten Idee kann man nun in der „rc.xml“ eine Anwendungsregel für Firefox definieren. Dazu erstellt man im Abschnitt „<applications>“ ziemlich am Ende der Datei einfach einen neuen Eintrag:
<application class="Firefox*"> <desktop>2</desktop> <position force="yes"> <x>center</x> <y>center</y> </position> </application>
Hier wird Firefox anhand seiner Klasse referenziert. Allerdings hat die Referenzierung mittels der Klasse eine Besonderheit: Die Referenzierung greift nur, wenn hinter dem Klassennamen ein Sternchen steht, das als Wildcard fungiert. Andere Referenzierungen funktionieren für gewöhnlich aber ohne dieses zusätzliche Sternchen.
Nach der Definition muss Openbox neukonfiguriert werden, dies geschieht mittels …
openbox --reconfigure
… und bedarf keines Neustarts von X oder Openbox. Alle ab sofort geöffneten Firefox-Hauptfenster werden nun zentriert auf dem zweiten Desktop angezeigt.
Gajim-Fenster anpassen
Möchte man zum Beispiel das das Fenster des Jabber-Messengers Gajim immer oben Rechts auf dem Bildschirm haben, und soll das Fenster beim Start in die Icon-Anzeigefläche („Systray“) minimiert werden, kann man folgendes benutzen:
<application class="Gajim.py*"> <position force="yes"> <x>-100</x> <y>100</y> </position> <iconic>yes</iconic> </application>
Hierdurch wird Gajim (bzw. alle Fenster deren Klasse mit „Gajim.py“ anfängt) oben rechts auf dem Desktop mit 100 Pixeln zum Rand ausgerichtet angezeigt, wenn man es sichtbar macht. Beim Starten wird das Fenster automatisch ins Systray minimiert.
<skip_pager>yes</skip_pager> <skip_taskbar>yes</skip_taskbar>
Wenn man dies hinzufügt, wird das entsprechende Fenster auch nicht bei Alt+Tab oder in der Fensterliste angezeigt.
Weiteres
Über weitere, in der „rc.xml“ von Openbox befindet sich im unteren Bereich eine ausführliche, auskommentierte, vollständig Dokumentierte Auflistung aller verfügbaren Optionen.
So bestehen zum Beispiel auch die Möglichkeiten, Fenster maximiert oder im Vollbildmodus darzustellen, oder zu bestimmen, ob das Fenster auf allen Desktops sichtbar sein soll, und auch, ob es einen Fensterrahmen besitzen soll.
Alle Optionen greifen nur, wenn das Fenster sie auch unterstützt. So kann man zwar definieren, dass PCManFM als Systray-Icon angezeigt werden soll, so lange der Dateimanager das aber nicht unterstützt, wird die Angabe einfach ignoriert.
Man muss auf jeden Fall etwas herumprobieren, bis man einerseits das Fenster „zu fassen bekommt“, und andererseits, bis man es mittels der verfügbaren Optionen so konfiguriert hat, wie man es braucht.
Openbox hat ausgereifte Funktionen, mehrere Bildschirme gleichzeitig zu verwalten (dies unterscheidet sich von XrandR, Xinerama, etc.). Dazu muss Openbox je Bildschirm ein mal gestartet werden.
DISPLAY=:0.0 openbox DISPLAY=:0.1 openbox
Hiermit wird Openbox auf dem ersten und dem zweiten Display gestartet. Alle Instanzen können interagieren. Siehe Funktionsbeschreibung von „MoveResizeTo“ im Openbox-Wiki
Hintergrundbild anpassen
Openbox ist nicht darauf ausgerichtet, Hintergrundbilder zu verwalten. Man kann hier zum Beispiel auf den Bildbetrachter „feh“ zurückgreifen. Jedoch könnten dafür auch „display“ aus dem ImageMagick-Paket, „xsetbg“ oder „Nitrogen“ verwendet werden.
Der Wiki-Artikel Hintergrundbild anpassen bietet diesbezügliche, ausführliche Anleitungen, inklusive einiger Beispiele.
Weitere zusätzliche Dinge
Wie man X11-Maus-Cursor-Themes installiert wird im Wiki-Artikel Maus Cursor Themes beschrieben.
Openbox verfügt in der Grundinstallation nicht über einen Ausführ-Dialog. Der Wiki-Artikel Ausführen-Dialog zeigt verschiedene Programme auf, mit denen diese Funktionalität nachgerüstet werden kann.
Openbox hat keine eigene Funktion um Icons auf dem Desktop darzustellen. Wer darauf dennoch nicht verzichten möchte, kann z.B. iDesk, ROX, PCManFM oder auch Nautilus (plus 'gnome-settings-daemon') verwenden. ROX und PCManFM sind gleichzeitig auch noch schlanke Dateimanager.
Es gibt zahlreiche Panels, Pager, etc. die man mit Openbox verwenden kann. Zum Beispiel diese hier:
- Pypanel
- Fbpanel
- neap, ein Systray-Pager
- ObPager (siehe oben)
- Weitere Panels siehe Liste von Panels
Um die gewünschten Programme beim Start von Openbox zu starten, sollte ein entsprechender Eintrag in der Openbox-Autostartdatei (s.o.) reichen.
Dateimanager
Da Openbox ein Fenstermanager ist, und keine Desktopumgebung, verfügt es nicht über einen Dateimanager. Eine Liste von Dateimanagern befindet sich im gleichnamigen Wiki-Artikel, oder in der Dateimanager-Wiki-Kategorie.