Gerätedatei: Unterschied zwischen den Versionen
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Unter UNIX wird jegliche verfügbare Hardware, die dem System zur Verfügung steht, durch eine Datei, bzw. durch mehrere Dateien in einem Unterverzeichnis (standardmäßig) im Verzeichnis | Unter UNIX wird jegliche verfügbare Hardware, die dem System zur Verfügung steht, durch eine Datei, bzw. durch mehrere Dateien in einem Unterverzeichnis (standardmäßig) im Verzeichnis {{ic|/dev}} repräsentiert, so auch unter Linux. | ||
Dieser Artikel bietet einen kurzen Überblick über die verschiedenen Arten von ''Gerätedateien'', nennt zudem einige Beispiele für die jeweilige Art der Gerätedateien und zeigt Beispiele für deren Verwendung auf. | Dieser Artikel bietet einen kurzen Überblick über die verschiedenen Arten von ''Gerätedateien'', nennt zudem einige Beispiele für die jeweilige Art der Gerätedateien und zeigt Beispiele für deren Verwendung auf. | ||
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Allen Gerätedateien gleich ist, dass deren Verwendung vollkommen transparent ist. Um etwas auf einem Drucker auszudrucken, der über eine parallele Schnittstelle an den Computer angeschlossen ist, reicht es zum Beispiel, den Text direkt in die Gerätedatei des Druckers zu schreiben (mit Netzwerkdruckern funktioniert dies freilich nicht ohne weiteres). Es bedarf keines speziellen Programms, um mit Gerätedateien arbeiten zu können. | Allen Gerätedateien gleich ist, dass deren Verwendung vollkommen transparent ist. Um etwas auf einem Drucker auszudrucken, der über eine parallele Schnittstelle an den Computer angeschlossen ist, reicht es zum Beispiel, den Text direkt in die Gerätedatei des Druckers zu schreiben (mit Netzwerkdruckern funktioniert dies freilich nicht ohne weiteres). Es bedarf keines speziellen Programms, um mit Gerätedateien arbeiten zu können. | ||
Gerätedateien werden vom System in | Gerätedateien werden vom System in {{ic|/dev}} verwaltet. Dies geschieht heutzutage mittels ''udev''. Dieses wurde mit Veröffentlichung des 2.6-Kernels als Standard-System für Gerätedateien eingeführt. Anders als sein Vorgänger ''devfs'' ist udev ''Plug-And-Play''-fähig (''Hotplugging'') und benötigt kein spezielles Dateisystem mehr für die Verwaltung der Gerätedateien. | ||
== Beispiele == | == Beispiele == | ||
Die nachfolgenden Beispiele zeigen die wichtigsten und bekanntesten Gerätedateien eines jeweiligen Typs auf. Sofern nicht anders angegeben, beziehen sich die Namen auf Dateien oder Verzeichnisse unterhalb von | Die nachfolgenden Beispiele zeigen die wichtigsten und bekanntesten Gerätedateien eines jeweiligen Typs auf. Sofern nicht anders angegeben, beziehen sich die Namen auf Dateien oder Verzeichnisse unterhalb von {{ic|/dev}}. | ||
=== Zeichenorientiert === | === Zeichenorientiert === | ||
Beim Zugriff auf ''zeichenorientierte Geräte'' („character devices“) wird die Information immer zeichenweise übertragen. Dabei wird immer ein Zeichen zu einem Zeitpunkt übertragen. Zeichenorientierte Geräte haben die Kennung | Beim Zugriff auf ''zeichenorientierte Geräte'' („character devices“) wird die Information immer zeichenweise übertragen. Dabei wird immer ein Zeichen zu einem Zeitpunkt übertragen. Zeichenorientierte Geräte haben die Kennung {{ic|character special}}, wenn man sie mittels {{ic|file}} untersucht. | ||
* '''ttyN''' repräsentiert das ''Pseudoterminal'' mit der Nummer N. | * '''ttyN''' repräsentiert das ''Pseudoterminal'' mit der Nummer N. | ||
* '''input/mice''' – Diese Gerätedatei ist eine „Sammeldatei“ für alle angeschlossenen mausartigen Eingabegeräte | * '''input/mice''' – Diese Gerätedatei ist eine „Sammeldatei“ für alle angeschlossenen mausartigen Eingabegeräte | ||
* '''lpN''' entspricht der parallelen Schnittstelle mit der Nummer N. Über diese Schnittstelle kann z.B. ein altes Modem oder ein Drucker angesprochen werden | * '''lpN''' entspricht der parallelen Schnittstelle mit der Nummer N. Über diese Schnittstelle kann z.B. ein altes Modem oder ein Drucker angesprochen werden | ||
* '''stdin''', '''stdout''' und '''stderr''' werden unter Arch als [[ln|Symlinks]] in | * '''stdin''', '''stdout''' und '''stderr''' werden unter Arch als [[ln|Symlinks]] in {{ic|/dev}} repräsentiert, deren Ziele sind ebenfalls zeichenorientierte Gerätedateien. | ||
=== Blockorientiert === | === Blockorientiert === | ||
''Blockorientierte Geräte'' („block devices“) übertragen Daten – auch parallel – in einem Block, und nutzen den systemeigenen Puffer. Blockorientierte Geräte werden von | ''Blockorientierte Geräte'' („block devices“) übertragen Daten – auch parallel – in einem Block, und nutzen den systemeigenen Puffer. Blockorientierte Geräte werden von {{ic|file}} als {{ic|block special}} bezeichnet. | ||
* '''hdX''' und '''hdXN''' repräsentieren per IDE angeschlossene Festplatten. X ist die Nummer der Platte, und N die Nummer der Partition | * '''hdX''' und '''hdXN''' repräsentieren per IDE angeschlossene Festplatten. X ist die Nummer der Platte, und N die Nummer der Partition | ||
* '''sdX''' und '''sdXN''' repräsentieren die per SCSI/SATA angeschlossenen Festplatten. Es gilt hier die selbe Nummerierung wie bei den per IDE angeschlossenen Festplatten | * '''sdX''' und '''sdXN''' repräsentieren die per SCSI/SATA angeschlossenen Festplatten. Es gilt hier die selbe Nummerierung wie bei den per IDE angeschlossenen Festplatten | ||
* '''nvmeXnY''' und '''nvmeXnYpZ''' repäsentieren die per PCIe angeschlossenen SSDs (meistens solche, die in einem NVMe Slot stecken). X ist die Nummer des PCI Controllers, Y ist die Nummer des Laufwerkes, und Z die der Partition | |||
* '''fdN''' ist die Gerätedatei des Diskettenlaufwerkes mit der Nummer N | * '''fdN''' ist die Gerätedatei des Diskettenlaufwerkes mit der Nummer N | ||
* '''cdrom''' und '''dvd''' verweisen auf die tatsächliche Gerätedatei des CD/DVD-Laufwerkes | * '''cdrom''' und '''dvd''' verweisen auf die tatsächliche Gerätedatei des CD/DVD-Laufwerkes | ||
=== Socketorientiert === | === Socketorientiert === | ||
''Socketorientierte Geräte'' („socket devices“) sind eigentlich keine Gerätedateien, sondern dienen zur ''Inter-Prozess-Kommunikation''. Ein bekanntes Beispiel hierfür sind [[Umleitungen#FIFO-Pipes|FIFO-Pipes]]. Allerdings befinden sich auch einige dieser Dateien in | ''Socketorientierte Geräte'' („socket devices“) sind eigentlich keine Gerätedateien, sondern dienen zur ''Inter-Prozess-Kommunikation''. Ein bekanntes Beispiel hierfür sind [[Umleitungen#FIFO-Pipes|FIFO-Pipes]]. Allerdings befinden sich auch einige dieser Dateien in {{ic|/dev}}. | ||
* '''log''' ist eine Socket-Datei für den Syslog- | * '''log''' ist eine Socket-Datei für den Syslog-Daemon | ||
Weitere Dateien könnten zum beispiel '''gpmdata''' als Socket für den Multiplexer einer GPM-Maus oder '''printer''' als Socket für ''lpd'' sein. Socket-Dateien sind in | Weitere Dateien könnten zum beispiel '''gpmdata''' als Socket für den Multiplexer einer GPM-Maus oder '''printer''' als Socket für ''lpd'' sein. Socket-Dateien sind in {{ic|/dev}} allerdings sehr rar. {{ic|file}} benennt Socket-Dateien als {{ic|socket}}. | ||
=== Virutelle Geräte === | === Virutelle Geräte === | ||
Über ''virtuelle Geräte'' („virtual devices“) greift man nicht auf tatsächlich vorhandene Hardware zu, sondern steuert über sie Funktionen oder kann Informationen auslesen. Virtuelle Geräte werden von | Über ''virtuelle Geräte'' („virtual devices“) greift man nicht auf tatsächlich vorhandene Hardware zu, sondern steuert über sie Funktionen oder kann Informationen auslesen. Virtuelle Geräte werden von {{ic|file}} als das erkannt, als das sie definiert wurden. | ||
* '''null''' – Beim Zugriff auf | * '''null''' – Beim Zugriff auf {{ic|/dev/null}} wird sofort ein ''EOF'' zurückgegeben. Wenn man dorthin etwas ausgibt, „verschwindet es im Nirgendwo“, da dem ausgebenden Programm sofort ein abgeschlossenes Ausgeben signalisiert wird. | ||
* '''random''' ist ein Zufallszahlengenerator, der zum Generieren der Zufallszahlen das Umgebungsrauschen von Gerätetreibern in einem Entropiepool speichert. Beim Zugriff auf diese Datei werden aus dem Entropiepool Zufallszahlen erzeugt, bis dieser leer ist, danach wartet das System auf neue Daten im Entropiepool. | * '''random''' ist ein Zufallszahlengenerator, der zum Generieren der Zufallszahlen das Umgebungsrauschen von Gerätetreibern in einem Entropiepool speichert. Beim Zugriff auf diese Datei werden aus dem Entropiepool Zufallszahlen erzeugt, bis dieser leer ist, danach wartet das System auf neue Daten im Entropiepool. | ||
* '''urandom''' ist ebenfalls ein Zufallszahlengenerator. Allerdings blockiert dieser nicht, wenn die Entropie-Quelle erschöpft ist. Allerdings erzeugt | * '''urandom''' ist ebenfalls ein Zufallszahlengenerator. Allerdings blockiert dieser nicht, wenn die Entropie-Quelle erschöpft ist. Allerdings erzeugt {{ic|/dev/urandom}} nur Pseudozufallszahlen. | ||
* '''zero''' gibt beim Zugriff einen Zeichenstrom aus Null-Oktetts zurück. Das Ergebnis des Zugriffs auf | * '''zero''' gibt beim Zugriff einen Zeichenstrom aus Null-Oktetts zurück. Das Ergebnis des Zugriffs auf {{ic|/dev/zero}} ist also permanent 0, egal, wie lange der Zugriff dauert. | ||
== Verwendung == | == Verwendung == | ||
{{ | {{Achtung|Nachfolgende Anwendungsfälle können Schaden am System verursachen und dienen ausschließlich der Dokumentation der Verwendung von Gerätedateien. Es wird nicht empfohlen, diese Dinge durchzuführen, wenn man sich nicht zu hundert Prozent sicher ist, was man tut.}} | ||
=== Zeichenorientiert === | === Zeichenorientiert === | ||
Um etwas auszudrucken, kann man es direkt an die parallele Schnittstelle senden. Der dort angeschlossene Drucker druckt es dann aus. | Um etwas auszudrucken, kann man es direkt an die parallele Schnittstelle senden. Der dort angeschlossene Drucker druckt es dann aus. | ||
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echo "Dies wird ausgedruckt" > /dev/lp0 | echo "Dies wird ausgedruckt" > /dev/lp0 | ||
Dies funktioniert standardmäßig unter Arch nur mit root-Rechten. Ebenfalls nur mit root-Rechten funktioniert das Ausgeben von z.B. der Maus-Sammel-Gerätedatei | Dies funktioniert standardmäßig unter Arch nur mit root-Rechten. Ebenfalls nur mit root-Rechten funktioniert das Ausgeben von z.B. der Maus-Sammel-Gerätedatei {{ic|/dev/input/mice}}. | ||
cat /dev/input/mice | cat /dev/input/mice | ||
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=== Blockorientiert === | === Blockorientiert === | ||
[[Bild:Cat_eines_gesicherten_mbr.png|thumb|Ausgabe des gesicherten MBRs mittels cat in [[xterm]]]] | [[Bild:Cat_eines_gesicherten_mbr.png|thumb|Ausgabe des gesicherten MBRs mittels cat in [[xterm]]]] | ||
Will man zum Beispiel vom Master-Boot-Record mittels [[dd]] ein Backup anfertigen, und weiß, dass die Informationen auf | Will man zum Beispiel vom Master-Boot-Record mittels [[dd]] ein Backup anfertigen, und weiß, dass die Informationen auf sda zu finden sind, bedient man sich folgenden Befehls. | ||
dd if=/dev/sda of=/home/backups/mbr-sicherung bs=512 count=1 | dd if=/dev/sda of=/home/backups/mbr-sicherung bs=512 count=1 | ||
Dies sichert die ersten 512 Bytes von sda als | Dies sichert die ersten 512 Bytes von sda als {{ic|/home/backups/mbr-sicherung}}. Wenn man sich diese Datei nun ansieht, wird man bis auf Zeichensalat nicht viel erkennen können. Wenn man dies allerdings mittels dd wieder zurückschreibt, kann man den MBR wieder herstellen, falls er durch ein anderes Programm zerstört worden sein sollte. | ||
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cat fifopipe | cat fifopipe | ||
Diese (eigentlich unnütze und nur der Demonstration dienende) Verwendung der FIFO-Pipe macht folgendes: Zuerst wird die FIFO-Pipe angelegt, dann wird die Ausgabe von | Diese (eigentlich unnütze und nur der Demonstration dienende) Verwendung der FIFO-Pipe macht folgendes: Zuerst wird die FIFO-Pipe angelegt, dann wird die Ausgabe von {{ic|ls -l /}} an diese FIFO-Pipe gesendet. Nun wird mittels {{ic|cat}} die Pipe ausgegeben. Man sieht nun die Ausgabe von {{ic|ls -l /}}. | ||
Netzwerkverbindungen werden zwar auch als Sockets verwendet, allerdings werden sie direkt über den TCP/IP-Stack des Systems angesprochen, und nicht über die Gerätedatei. | Netzwerkverbindungen werden zwar auch als Sockets verwendet, allerdings werden sie direkt über den TCP/IP-Stack des Systems angesprochen, und nicht über die Gerätedatei. | ||
=== Virtuelles Gerät === | === Virtuelles Gerät === | ||
Will man eine Zufallszahl erzeugen, kann man sich | Will man eine Zufallszahl erzeugen, kann man sich {{ic|/dev/random}}s bedienen. | ||
dd if=/dev/random bs=100 count=1 2> /dev/null | md5sum | dd if=/dev/random bs=100 count=1 2> /dev/null | md5sum | ||
Hier wird mittels dd ein 100 Byte langer String aus | Hier wird mittels dd ein 100 Byte langer String aus {{ic|/dev/random}} geholt, die Statusausgabe von dd unterdrückt, so, dass nur das Ergebnis zurückgegeben wird, und von diesem Ergebnis dann mittels [[md5sum]] die MD5-Summe gebildet. Nun hat man eine hexadezimale Zufallszahl, mit der man weiterarbeiten kann. | ||
Ein weiteres Beispiel zeigt sich im obigen Aufruf ebenfalls. dd hat nur unzureichende Möglichkeiten, die Statistik-Informationen zu verbergen, sendet diese aber auf STDERR. Mittels einer [[Umleitungen|Ausgabeumleitung]] wird alles, was dd auf STDERR ausgibt, nach | Ein weiteres Beispiel zeigt sich im obigen Aufruf ebenfalls. dd hat nur unzureichende Möglichkeiten, die Statistik-Informationen zu verbergen, sendet diese aber auf STDERR. Mittels einer [[Umleitungen|Ausgabeumleitung]] wird alles, was dd auf STDERR ausgibt, nach {{ic|/dev/null}} geleitet, und somit „vernichtet“. | ||
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[[Kategorie:Systemverwaltung]] | [[Kategorie:Systemverwaltung]] | ||
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Aktuelle Version vom 13. Mai 2022, 07:54 Uhr
Unter UNIX wird jegliche verfügbare Hardware, die dem System zur Verfügung steht, durch eine Datei, bzw. durch mehrere Dateien in einem Unterverzeichnis (standardmäßig) im Verzeichnis /dev
repräsentiert, so auch unter Linux.
Dieser Artikel bietet einen kurzen Überblick über die verschiedenen Arten von Gerätedateien, nennt zudem einige Beispiele für die jeweilige Art der Gerätedateien und zeigt Beispiele für deren Verwendung auf.
Überblick
Durch Gerätedateien wird eine einfach verfügbare Schnittstelle zwischen dem Anwender und seinen Programmen, und dem Betriebssystem-Kernel geschaffen. Durch den Zugriff auf drei (vier) unterschiedliche Typen von Gerätedateien (siehe weiter unten) hat man praktisch direkten Zugriff auf die jeweilige Hardware.
Allen Gerätedateien gleich ist, dass deren Verwendung vollkommen transparent ist. Um etwas auf einem Drucker auszudrucken, der über eine parallele Schnittstelle an den Computer angeschlossen ist, reicht es zum Beispiel, den Text direkt in die Gerätedatei des Druckers zu schreiben (mit Netzwerkdruckern funktioniert dies freilich nicht ohne weiteres). Es bedarf keines speziellen Programms, um mit Gerätedateien arbeiten zu können.
Gerätedateien werden vom System in /dev
verwaltet. Dies geschieht heutzutage mittels udev. Dieses wurde mit Veröffentlichung des 2.6-Kernels als Standard-System für Gerätedateien eingeführt. Anders als sein Vorgänger devfs ist udev Plug-And-Play-fähig (Hotplugging) und benötigt kein spezielles Dateisystem mehr für die Verwaltung der Gerätedateien.
Beispiele
Die nachfolgenden Beispiele zeigen die wichtigsten und bekanntesten Gerätedateien eines jeweiligen Typs auf. Sofern nicht anders angegeben, beziehen sich die Namen auf Dateien oder Verzeichnisse unterhalb von /dev
.
Zeichenorientiert
Beim Zugriff auf zeichenorientierte Geräte („character devices“) wird die Information immer zeichenweise übertragen. Dabei wird immer ein Zeichen zu einem Zeitpunkt übertragen. Zeichenorientierte Geräte haben die Kennung character special
, wenn man sie mittels file
untersucht.
- ttyN repräsentiert das Pseudoterminal mit der Nummer N.
- input/mice – Diese Gerätedatei ist eine „Sammeldatei“ für alle angeschlossenen mausartigen Eingabegeräte
- lpN entspricht der parallelen Schnittstelle mit der Nummer N. Über diese Schnittstelle kann z.B. ein altes Modem oder ein Drucker angesprochen werden
- stdin, stdout und stderr werden unter Arch als Symlinks in
/dev
repräsentiert, deren Ziele sind ebenfalls zeichenorientierte Gerätedateien.
Blockorientiert
Blockorientierte Geräte („block devices“) übertragen Daten – auch parallel – in einem Block, und nutzen den systemeigenen Puffer. Blockorientierte Geräte werden von file
als block special
bezeichnet.
- hdX und hdXN repräsentieren per IDE angeschlossene Festplatten. X ist die Nummer der Platte, und N die Nummer der Partition
- sdX und sdXN repräsentieren die per SCSI/SATA angeschlossenen Festplatten. Es gilt hier die selbe Nummerierung wie bei den per IDE angeschlossenen Festplatten
- nvmeXnY und nvmeXnYpZ repäsentieren die per PCIe angeschlossenen SSDs (meistens solche, die in einem NVMe Slot stecken). X ist die Nummer des PCI Controllers, Y ist die Nummer des Laufwerkes, und Z die der Partition
- fdN ist die Gerätedatei des Diskettenlaufwerkes mit der Nummer N
- cdrom und dvd verweisen auf die tatsächliche Gerätedatei des CD/DVD-Laufwerkes
Socketorientiert
Socketorientierte Geräte („socket devices“) sind eigentlich keine Gerätedateien, sondern dienen zur Inter-Prozess-Kommunikation. Ein bekanntes Beispiel hierfür sind FIFO-Pipes. Allerdings befinden sich auch einige dieser Dateien in /dev
.
- log ist eine Socket-Datei für den Syslog-Daemon
Weitere Dateien könnten zum beispiel gpmdata als Socket für den Multiplexer einer GPM-Maus oder printer als Socket für lpd sein. Socket-Dateien sind in /dev
allerdings sehr rar. file
benennt Socket-Dateien als socket
.
Virutelle Geräte
Über virtuelle Geräte („virtual devices“) greift man nicht auf tatsächlich vorhandene Hardware zu, sondern steuert über sie Funktionen oder kann Informationen auslesen. Virtuelle Geräte werden von file
als das erkannt, als das sie definiert wurden.
- null – Beim Zugriff auf
/dev/null
wird sofort ein EOF zurückgegeben. Wenn man dorthin etwas ausgibt, „verschwindet es im Nirgendwo“, da dem ausgebenden Programm sofort ein abgeschlossenes Ausgeben signalisiert wird. - random ist ein Zufallszahlengenerator, der zum Generieren der Zufallszahlen das Umgebungsrauschen von Gerätetreibern in einem Entropiepool speichert. Beim Zugriff auf diese Datei werden aus dem Entropiepool Zufallszahlen erzeugt, bis dieser leer ist, danach wartet das System auf neue Daten im Entropiepool.
- urandom ist ebenfalls ein Zufallszahlengenerator. Allerdings blockiert dieser nicht, wenn die Entropie-Quelle erschöpft ist. Allerdings erzeugt
/dev/urandom
nur Pseudozufallszahlen. - zero gibt beim Zugriff einen Zeichenstrom aus Null-Oktetts zurück. Das Ergebnis des Zugriffs auf
/dev/zero
ist also permanent 0, egal, wie lange der Zugriff dauert.
Verwendung
Achtung: Nachfolgende Anwendungsfälle können Schaden am System verursachen und dienen ausschließlich der Dokumentation der Verwendung von Gerätedateien. Es wird nicht empfohlen, diese Dinge durchzuführen, wenn man sich nicht zu hundert Prozent sicher ist, was man tut.
Zeichenorientiert
Um etwas auszudrucken, kann man es direkt an die parallele Schnittstelle senden. Der dort angeschlossene Drucker druckt es dann aus.
echo "Dies wird ausgedruckt" > /dev/lp0
Dies funktioniert standardmäßig unter Arch nur mit root-Rechten. Ebenfalls nur mit root-Rechten funktioniert das Ausgeben von z.B. der Maus-Sammel-Gerätedatei /dev/input/mice
.
cat /dev/input/mice
Wenn man nun die Maus bewegt, erscheinen Zeichen auf dem Bildschirm. Diese Zeichen repräsentieren das, was dem System beim Bewegen der Maus übergeben wird. Da die Shell damit nichts anfangen kann, werden die den Signalen entsprechenden Zeichen ausgegeben.
Blockorientiert
Will man zum Beispiel vom Master-Boot-Record mittels dd ein Backup anfertigen, und weiß, dass die Informationen auf sda zu finden sind, bedient man sich folgenden Befehls.
dd if=/dev/sda of=/home/backups/mbr-sicherung bs=512 count=1
Dies sichert die ersten 512 Bytes von sda als /home/backups/mbr-sicherung
. Wenn man sich diese Datei nun ansieht, wird man bis auf Zeichensalat nicht viel erkennen können. Wenn man dies allerdings mittels dd wieder zurückschreibt, kann man den MBR wieder herstellen, falls er durch ein anderes Programm zerstört worden sein sollte.
Socketorientiert
FIFO-Pipes werden als socketorientierte Gerätedateien bezeichnet. Wenn man eine FIFO-Pipe verwenden will, muss diese zuerst angelegt werden. Danach kann man sie zum Beispiel als Ausgabeumleitungs-Ziel verwenden.
mkfifo fifopipe ls -l / > fifopipe & cat fifopipe
Diese (eigentlich unnütze und nur der Demonstration dienende) Verwendung der FIFO-Pipe macht folgendes: Zuerst wird die FIFO-Pipe angelegt, dann wird die Ausgabe von ls -l /
an diese FIFO-Pipe gesendet. Nun wird mittels cat
die Pipe ausgegeben. Man sieht nun die Ausgabe von ls -l /
.
Netzwerkverbindungen werden zwar auch als Sockets verwendet, allerdings werden sie direkt über den TCP/IP-Stack des Systems angesprochen, und nicht über die Gerätedatei.
Virtuelles Gerät
Will man eine Zufallszahl erzeugen, kann man sich /dev/random
s bedienen.
dd if=/dev/random bs=100 count=1 2> /dev/null | md5sum
Hier wird mittels dd ein 100 Byte langer String aus /dev/random
geholt, die Statusausgabe von dd unterdrückt, so, dass nur das Ergebnis zurückgegeben wird, und von diesem Ergebnis dann mittels md5sum die MD5-Summe gebildet. Nun hat man eine hexadezimale Zufallszahl, mit der man weiterarbeiten kann.
Ein weiteres Beispiel zeigt sich im obigen Aufruf ebenfalls. dd hat nur unzureichende Möglichkeiten, die Statistik-Informationen zu verbergen, sendet diese aber auf STDERR. Mittels einer Ausgabeumleitung wird alles, was dd auf STDERR ausgibt, nach /dev/null
geleitet, und somit „vernichtet“.